In der Regel gebe ich Dir hier im Blog ja Tipps, wie Du Dich typgerecht kleiden kannst, Deinen Stil entwickelst und Farben findest, die zu Dir passen. Doch wenn Du Unternehmerin bist, und es um das Design Deiner Website geht oder neuer Visitenkarten, kommt auch irgendwann die Frage auf: "Was passt zu meinem Business? Wie soll mein Logo aussehen und welche Farben unterstreichen meine Expertise in meiner Webpräsenz?"
Weil zumindest die Frage der Business-Farbwahl im Gespräch mit meinen Kundinnen auch oft eine große Rolle spielt, ich bei den restlichen Fragen aber auch nicht wirklich weiterhelfen kann (mein Schwerpunkt ist doch eher Kleidung...), stelle ich Dir heute hier im Interview eine Expertin vor, die sich bestens auskennt mit der Entwicklung von einzigartigen Logos, ansprechenden Schriftzügen und überzeugenden Business-Farbkombinationen - kurz: "Personal Branding" .

Madeleine Madej lebt mit ihrer Familie in Berlin und ist als Art-Direktorin und Dozentin mit strategischem und grafischem Schwerpunkt vor allem für die Bekleidungs- und Designbranche für Großkunden wie "Zero" tätig. Wenn es ums "Personal Branding" geht, berät sie vorallem selbständige Frauen oder Einzelunternehmerinnen dabei, wie ihr visueller Außenauftritt aussehen könnte und setzt diesen dann gestalterisch für sie um.
Madeleine, was machst Du genau?
Ich entwickle das Corporate Design für Unternehmen oder das sogenannte Personal Branding für Einzelunternehmer/-innen. Hierzu gehört das Design des Logos und die Wahl der Corporate Farben und des Corporate Fonts. Auf dieser Grundlage gestalte ich dann die Geschäftsausstattung, also die Visitenkarte, den Briefbogen, Kuverts o.ä., und meistens auch die Website.
Wer sind Deine Kunden?
Da ich ursprünglich aus der Bekleidung komme und viel Erfahrung in diesem Bereich mitbringe, haben auch viele meiner Auftraggeber im Bereich Brand Design – etwa 60 % – einen ähnlichen Hintergrund. Ich habe aber auch schon mit einem Schauspiel-Coach, einer Personalvermittlerin, einer Familien-Beraterin und einer Zahnärztin gearbeitet, die auf meinen Geschmack und Stil vertrauen. Es sind vorwiegend Frauen, Einzelunternehmerinnen.

Viele meiner Kundinnen kommen auf Empfehlung, und das ist dann schon mal ein guter Anfang für uns. Ich mag die persönliche Beratung und die enge Zusammenarbeit mit meinen Klienten total gern, das heißt, wir entwickeln das Design häufig auch wirklich zusammen. Sie bringen sich während des Prozesses mit ihren Ideen ein und sagen nicht nur "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht“. Wenn sie das Gefühl haben, mit dazu beigetragen zu haben, können sie das Endergebnis auch viel besser annehmen.
Mit welchem Anliegen kommen sie zu Dir?
Sie möchten als die Expertin, die sie ja bereits sind, auch im Internet, über ihre Website wahrgenommen werden, aber auch z.B. auf dem Kongress, wenn sie ihre Visitenkarte übergeben.
Sie möchten ihr Profil genau auf den Punkt gebracht haben, auch im Wording ihrer Texte und der visuellen Darstellung all’ ihrer Geschäftsunterlagen. Das muss wirklich alles sehr fokussiert und gut aufeinander abgestimmt sein. Je nachdem, wie umfangreich das Projekt ist, arbeite ich dabei auch mit externen Profis wie einer Texterin oder einer Programmiererin zusammen.
Braucht jede Unternehmerin Personal Branding? Muss man nicht einfach nur gut sein?

Indem Du Dir mal überlegst, wofür Du stehst, wer Deine Zielgruppe ist, was Du besser kannst als die Konkurrenz und mit wem Du arbeiten möchtest oder eben nicht – das alles ist das Fundament des Personal Brandings. Wenn Du das klar für Dich sortiert hast, dann trittst Du auch klarer nach außen auf, denn es sind diese ganz grundlegenden Überlegungen, die man sich stellen muss, wenn man mit seinem Unternehmen erfolgreich sein möchte.
Wenn Du selbstbewusst und in ganz kurzen Worten klar zusammenfassen kannst, was du tust, wirst Du deutlich kompetenter wahrgenommen. Idealerweise hast Du auch Deine Visitenkarte und einen Flyer dabei, mit dem Du Dich 100-prozentig identifizieren kannst. Das ist dann ein Selbstläufer. Die Leute merken: „Oh, die weiß genau, was sie kann!"
Welche Bereiche umfasst das Personal Branding?
Wir starten meist mit der Definition der Markenwerte, die ich bevorzugt innerhalb eines halbtägigen Marken-Workshops zusammen mit der Kundin definiere. Auf der Grundlage ihrer Markenphilosophie geht es weiter mit dem Logo, den Corporate Farben und dem Corporate Font.
Danach wird gestaltet, was die Kundin benötigt, also Geschäftsausstattung, Flyer, Werbepostkarten, Aufkleber, Hangtags, die Website bis hin zum Türschild. Da passe ich mich an die Bedürfnisse der Kundin an. Für einen Flyer oder die Website bedarf es meist auch der Definition der Bildwelt. Die Wahl der „richtigen“ Fotos oder Illustrationen ist wirklich nicht zu unterschätzen.
Wie findet man sein Personal Branding? Wie läuft so eine Zusammenarbeit konkret mit Dir ab?

Ich beginne die Zusammenarbeit eigentlich immer mit einem persönlichen Gespräch oder einem Workshop: Wie sieht sich die Kundin selbst und wie möchte sie sich nach außen zeigen? Dabei fühle ich ihr sehr genau auf den Zahn um zu verstehen, was sie vermitteln will.
Ich möchte ein Gefühl für sie bekommen. Wir sprechen dabei auch über Farben und Schriften, die ihr zusagen und auch über den Markennamen: Benennt man ihr Unternehmen nach ihr, ist es etwas Abstraktes oder ein Über-Begriff, wo ihr Name noch dahinter gesetzt wird?
Meine Hauptaufgabe als Designerin ist es, die Experten im besten Licht dastehen zu lassen...
...Und das sind die Frauen, die zu mir kommen ja ohnehin schon – echte Expertinnen. Eigentlich sind es nie Selbstdarstellerinnen, sondern sie brauchen mich nur als „Pusher“, der sie dabei unterstützt, nach außen zu zeigen, was sie drauf haben und wie sie sich sehen.
In diesem Prozess unterstütze ich sie von Anfang bis Ende. Ich kann dabei an jedem Punkt des Prozesses einsteigen, d.h. ein Corporate Design von Grund auf neu planen und in den oben genannten Elementen visuell umsetzen oder bereits bestehende Designs überarbeiten und optimieren.
Wenn es um Logos geht, entwickle ich mindestens drei Logo-Entwürfe mit unterschiedlichen Ansätzen und feile dann, wenn es notwendig ist, an dem weiter, wofür sich die Kundin entschieden hat, bis es wirklich perfekt ist und so aussieht, wie sie es haben möchte. Es muss nur einfach passen zwischen uns – heißt, wir müssen die gleiche stilistische Sprache sprechen. Ich bin sicherlich keine Designerin für jedermann. Mein Design ist klar, minimal und ohne „special effects“. Das sieht man ja auch auf meiner eigenen Website.
Woher weißt Du eigentlich, was zu den Kunden passt?

Nach jahrelanger Erfahrung vertraue ich dabei stark auf meine Menschenkenntnis und mein Gespür, treffe aber auch ganz klar strategische Abwägungen. Für die Farbwahl ist bei einem Personal Branding der persönliche Geschmack der Kundin stark ausschlaggebend, er soll natürlich auch passend zur Branche sein.
Viel Intuition ist auch dabei. Ich sehe mir die Person genau an, wenn sie in den Raum reinkommt und wie sie gekleidet ist. Das alles sind Faktoren, die nehme ich wahr, da kann ich gar nicht anders. Ich komme ja aus der Bekleidung und habe nach wie vor sehr viel mit diesem Thema zu tun. Außerdem frage ich viel und begründe auch meine Empfehlungen.
Inwieweit ist der persönliche Stil und Geschmack der Kundin mit ausschlaggebend?
Sehr stark, besonders bei Einzelunternehmerinnen. Da ist oft der eigene Name das Branding, zum Beispiel bei Coaches, deren ganze Arbeit ja stark durch ihre Persönlichkeit geprägt ist. Wir wägen dabei also ihren persönlichen Geschmack (z.B. eher sportlich), aber auch die Branche und den Kundenkreis ab (z.B. Familienpsychologin).
Im Fall der „sportiven Familien-Psychologin“ würde ich dann z.B. nicht unbedingt eine sportlich-schlichte Wortmarke, sondern einen seriösen, freundlichen Schriftzug entwickeln und diesen dann z.B. in einem ausgewählten Türkis-Ton zeigen, wie man ihn aus dem Sportswear-Bereich kennt. Es wird aber so freundlich und zugänglich eingesetzt, dass es dann auch die gewünschte Zielgruppe anspricht.
Was sind häufige Fehler, die Dir auf Webseiten auffallen?

Oft fehlt das Visuelle Konzept. Die Webseiten sind zu unübersichtlich, die Formulierungen fallen unpräzise aus. Je weniger Worte du brauchst, um das auf den Punkt zu bringen, was du machst und wofür du stehst, um so besser. Ganz wichtig sind Fotos. Deshalb arbeite ich immer eng mit Portrait-Fotografen zusammen, die das Beste aus den Personen herausholen – das ist auch ein entscheidender Faktor. Das alles muss am Ende ein wirklich stimmiges Gesamtbild ergeben.
Je authentischer der Kunde dargestellt wird, umso erfolgreicher wird er sein.
Was kann jeder selbst zur Schärfung seiner Marke tun?
In sich gehen und aber auch mit Mitbewerbern auseinandersetzen: Was ist da schon gut gemacht und warum? Was kann ich besser? Sich vielleicht erst einmal durch Worte strategisch abgrenzen. Das ist der erste große Schritt und dazu brauchst Du noch nicht zwingend eine Designerin.
Dann fragst Du Dich: Was passt zu mir? Womit fühle ich mich wohl und authentisch repräsentiert? Was sind meine Farben? Was passt zu meiner Branche?
Holst Dir dabei dennoch eine Designerin ins Boot, könnte diese Dir natürlich gute Impulse geben, da sie diese Prozesse schon mehrfach und mit den verschiedensten Klienten durchlaufen hat. Du wirst aufgrund ihrer professionellen Distanz und ihrem geschulten Auge einfach ganzheitlich besser beraten werden, und natürlich gehen z.B. die Vorbereitung der Daten für den Druck einem Profi besser von der Hand.
Vielen Dank für Deine Tipps, Madeleine!

Kontakt:
Madeleine Madej
Diplom Designerin
Kleine Hamburger Straße 4
10115 Berlin
mail@madeleinemadej.de
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